Kurz vor Beginn meldet der Veranstalter ein zwanghaftes „sold out“ für Nürnberg – eine Stunde nach „doors open“ ist noch niemand in der Halle des Z-Bau – und Spoiler: es wird auch nicht gedrängt voll werden.
Vulvarine als Vorband gefallen mir – optisch, aber vom Sound her schrecklich, ich hab Angst, dass Baboon Show genauso bescheiden klingen wird (werde mir Vulvarine wohl noch auf Spotify in Ruhe anhören müssen).
Nach langer Einleitungs-Sound-Effekte kommen endlich Baboon Show auf die Bühne und meine Befürchtungen bewahrheiten sich beim ersten Song: ich hätte genauso gut mit einem Kumpel zu einem Classic Rock-Konzert gehen können, das Publikum steht und die Boys und Men passen auf ihre Girlfriends und Wives auf (aber zumindest passt der Sound). Schnelle wechsle ich von der rechten Bühnenseite auf die linke, da ich dort ein paar von der Turbojugend gesehen hatte und finde dort zumindest ein paar Piloten. Das Publikum um uns ist kurz davor, eine Demo pro Flugverbot zu organisieren. Song 1 überlebt, wenn auch nicht beliebt gemacht.
Bei Song 2 verlagere ich die Flugzone mit zwei anderen auch noch auf die andere Seite vor der Bühne. Konsequenz: die entstehenden Turbulenzen führen dazu, dass einige ihre Getränke, die sie wohl in Ruhe mit dem Kopf nickend trinken wollten, verschütten. Auf dem Boden stehen ca. 2cm hoch Flüßigkeit, ich rieche nach Weinschorle.
Song 3: es wird wilder, einer der Sharps geht zu Boden, verliert dabei seine Brille und man fängt an seine Brille zu suchen, der Freiflug geht in Warteschleifen – sehr ärgerlich.
Song 4: Sängerin Cecilia ist der Ansicht, dass eine Demo gegen Flugverbote ebenso wie eine Suche nach der ollen Brille nun wirklich nicht sein muss und bucht ihrerseits selber einen Freiflug und kommt mit Mikro in den Pogo.
Song 5 ist gottseidank ruhiger, ich kann atmen, bin schon nass, nicht nur von der Weinschorle.
Song 6: Me Myself and I – ich hab Erinnerungslücken, es war ein Parabelflug mit Schwerelosigkeit.
Song 6 + x: Cecilia lässt sich einmal durch die Halle im Tiefflug auf Händen tragen – ich stelle fest, ihr Spandex-Anzug ist nasser als meine noch am Körper befindlichen Baumwoll-Reste.
Nach einer Stunde geht es in die Zugaben. Mittlerweile haben sich einige der altehrwürdigen männlichen Piloten endlich vergewissert, dass es kein Awareness-Beauftragter da ist, die T-Shirts fallen, Brusthaare kitzeln mich bei diversen Flugformationen – es riecht mittlerweile männlicher als in der Gay Sauna.
Zugabe 2: Der Sharp steht ohne Brille auf der Bühne und will stagediven – es klappt besser als bei den meisten anderen…
Bei der dritten Zugabe „You gotta problem without knowin it“ befindet sich ein Großteil von Vulvarine auf direktem Kollisionskurs mit mir, deren Aushilfsgitarrist legt eine kurze Bruchlandung hin.
Bei irgendeinem Lied taucht Cecilia (mittlerweile im Bikini) in meiner Flughöhe plus eine Armhöhe auf – wir haben den gleichen Feuchtigkeits- und Temperaturspiegel auf unserer Haut stelle ich fest.
Radio Rebelde – letzte Zugabe, ich kann nicht mehr hochfliegen, mein Kerosin geht zur Neige, der Fisch fliegt mittlerweile auch von den Leuten aus der Pro-Flugverbots-Gruppierung (oder sind die schon weg? Ebenso, wo ist eigentlich die Turbojugend abgeblieben? War es denen etwa zu heftig?)
Märchenhaftes Ende: Auf dem Weg zum Parkplatz hat der Sharp wieder seine Brille auf der Nase.
Ergänzung für alle Fans, her die Setlist: